Die Geschichte Otterstadts

1615

Erste Darstellungen auf Karten

Die ersten detaillierteren Darstellungen von Otterstadt und seiner Gemarkung reichen in das beginnende 17. Jahrhundert, also in die Zeit kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg, zurück. Ein Teil der Gemarkung von Otterstadt ist in einem Plänchen von Angelwald, Angelwöhrd und Angelhaus aus dem Jahre 1607 erfasst, das als Leihgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München im Landesarchiv Speyer verwahrt wird.

Quelle: Landesarchiv Speyer

Es verdankt seine Entstehung einem Streit zwischen der Stadt Speyer und der Kurpfalz um Fischereirechte in den Rheinauen, hier auf der Rheininsel Unterangelwörth bei Otterstadt, vor dem Reichskammergericht in Speyer. Aufgrund der strittigen Herrschaftsrechte waren Speyerer Bürger durch den Kurfürsten inhaftiert und ihre Fischernetze gepfändet worden. Die kolorierte Federzeichnung, ursprünglich als „Augenschein“ den Prozessakten zur Verdeutlichung des Streitgegenstandes beigegeben,  enthält überaus reizvolle Details wie ein Rheinschiff und mehrere Fischernachen.

Quelle: Pfälzisches Landesarchiv Speyer

Wesentlich aufschlussreicher für die Siedlungsgeschichte Otterstadt ist ein ebenfalls im Landesarchiv Speyer verwahrter Flurplan (Augenscheinkarte) von 1615, auf dem die Gemarkung des Ortes mit Grenzlinie und abgegrenzten Gemarkungsteilen (Kammerwerth, Demain) dargestellt ist.

Ein Tipp zur Orientierung: in früheren Zeiten wurden Landkarten nicht grundsätzlich eingenordet. So liegt der Binshof in dieser kolorierten Federzeichnung rechts oberhalb von Otterstadt.

Diese Karte (siehe oben) enthält daneben die Bezeichnung einzelner Distrikte, Gewässer und sonstiger Anlagen; dargestellt sind auch der Rheinlauf mit Altwasser und einer Fähre nahe des Salmgrundes. Angefertigt wurde die Karte wohl anlässlich von Streitigkeiten zwischen Speyer und Otterstadt um durch Anschwemmungen entstandene Bezirke.

Quelle: Pfälzisches Landesarchiv Speyer

Der Flurplan enthält eine Miniaturansicht des Dorfes, welches 1608 etwa 390 Einwohner zählte. Um das auf dem Lindenplatz freistehende, zweigeschossige Rathaus gruppieren sich etwa 40 einstöckige Wohnhäuser.

Der Ort erstreckte sich damals vom Lindenplatz nach Süden entlang der Speyerer Straße bis zur Einmündung der Kollerstraße, nach Westen reichte die Bebauung bis etwa zur Mannheimer Straße Nr. 37 bzw. 56. Gut sichtbar ist das am äußersten östlichen Dorfrand gelegene „Kirchlein am See“.

Quelle: Horst Kuhn

Ortsansicht aus südöstlicher Richtung (Nachzeichnung nach dem oben dargestellten Flurplan von 1615).

Nach links geht es in Richtung Speyer (Obergasse, heute Speyerer Straße), rechts oben der Weg nach „Walzheim“ (Untergasse, heute Mannheimer Straße) und der „Brückenweg“ (Heute Kollerstraße)

Die Lage des Kirchleins am See war in der Nähe der Hundgasse, wo heute die Vereinsheime der Pfadfinder und des Angelsportvereins liegen.

Quelle: Landesarchiv Speyer

Auf einem ebenfalls dem Kartenbestand des Reichskammergerichts entstammenden Situationsplan  (kolorierte Federzeichnung) der linksrheinischen Gemarkung der Stadt Speyer aus dem Jahr 1715 sind neben der Dudenhofener, Landauer und Wormser Warte, den  Fluss- und Bachläufen, dem Straßen- und Wegenetz und der Lage der Grenzsteine auch der Grundriss der Stadt Speyer sowie stilisierte Ortsansichten der umliegenden Orte, darunter – mit den Symbolen für eine Kirche und vier Wohnhäuser – Otterstadt dargestellt.

Diese Karte ist wohl im Zusammenhang mit dem sogenannten „Speyerer Bauernkrieg“ von 1716 entstanden.

Quelle: Pfälzische Landesbibliothek Speyer
Ausschnitt aus der Karte des Rheinlaufs von Speyer bis Mannheim (eingebunden in die Denkschrift Antoine de Regemortes über die Feldzüge der französischen Armee am Oberrhein in den Jahren 1734 und 1735 während des Polnischen Thronfolgekriegs.

Interessant auch die Schreibweisen der Ortschaften. Waldsee wird hier Waltzheim genannt. Im Pfälzischen wurde das damals wohl Waldse oder Walse ausgesprochen, woraus dann später der heutige Name Waldsee abgeleitet wurde. Neuhofen wird in dieser Kartierung Neuhausen genannt und Ketsch heißt hier Kescht.

Der Ortsgrundriss von Otterstadt ist mit Einzelhausdarstellung und Straßenverlauf auch in einer handgezeichneten Karte des Rheinlaufs von Speyer bis Mannheim angedeutet, die der in der Pfälzischen Landesbibliothek verwahrten Denkschrift Antoine de Regemortes über die Feldzüge der französischen Armee am Oberrhein in den Jahren 1734 und 1735 während des Polnischen Thronfolgekriegs eingebunden ist.

Deutlich erkennt man hier die Hochuferkante und die im stumpfen Winkel aufeinander stoßenden Straßenzüge der heutigen Mannheimer und Speyerer Straße.