Quelle: Gemeindearchiv / VHNO

Dienstleistungen

In den vergangenen Jahrhunderten war Otterstadt durch Landwirtschaft, Fischerei und Handwerk geprägt. Bauern und Handwerker wohnten und arbeiten mit ihren Familien am Ort und verbrachten hier größtenteils ihre Zeit. Heute laufen kleinere Gemeinde wie Otterstadt Gefahr, zu einem „Schlafdorf“ zu werden: Die Dorfbewohner pendeln zur Arbeitsstelle, Schulkinder fahren mit dem Bus in weiterführende Schulen, der Einkauf wird im großen Einkaufszentrum außerorts erledigt. Immer weniger Zeit verbringt man im Dorf.

Das Angebot an Dienstleistungen vor Ort schrumpft beständig, da sich die Nachfrage immer mehr vom Dorf in die Stadt und Umgebung verlagert oder auch durch bequemere Online-Services ersetzt wird. Dennoch gelang es Otterstadt bisher, durch ein beständiges Angebot an Dienstleistungen seine Attraktivität als Wohnort und Lebensmittelpunkt zu bewahren.

Quelle: Gemeindearchiv / VHNO und Vivere Gastronomie früher und heute
Oben: Die Gaststätte "Zum Adler" mit Poststelle, unten: Ristorante Vivere am Königsplatz

Otterstadter Gastronomie

Gestern und heute
Sieben Gastwirtschaften befanden sich anno 1877 in Otterstadt. Bei ca. 1400 Einwohnern kamen damals also rein statistisch gesehen 200 Otterstadter auf eine Gaststätte. Überträgt man dies auf die heutige Einwohnerzahl von ca. 3400, müssten derzeit 17 Lokale für das leibliche Wohl sorgen!
Diese Dichte an gastronomischen Betrieben wird heutzutage natürlich nicht erreicht. Dennoch kann sich Otterstadt glücklich schätzen, dass mehrere Lokale für Speis‘ und Trank zur Verfügung stehen und den Appetit bestens befriedigen.

Früher übernahmen einige Gasthäuser übrigens noch weitere Aufgaben: Die Wirtschaft „Zum Adler“ war von 1880 bis 1922 gleichzeitig auch „Postexpedition“ und erhielt 1891 einen Telegrafen-, zwei Jahre später den ersten Telefonanschluss in Otterstadt.
In der „Sonne“, von 1887 bis 2014 Traditionsgaststätte am Königsplatz, hatte nach dem zweiten Weltkrieg der Waldseer Arzt Dr. Siebert seine Praxis. Dessen Patienten konnten sich bis Anfang der 1950er Jahre die Wartezeit bei einem Bierchen im Schankraum vertreiben.

Hier finden Sie eine Übersicht über die heutigen Otterstadter Gaststätten.

Quelle: Gemeindearchiv / VHNO / U. Stanzl
Oben: Postdienstelle in der Kapellenstraße 4 (1922), unten: Postagentur in der Rüdigerstraße 7 (2021)

Das Postwesen in Otterstadt

Heutzutage ist es selbstverständlich, dass Briefe, Postkarten und Päckchen, heiß ersehnte Schreiben und unerwünschte Werbesendungen, direkt an unser Haus gebracht und in unseren Briefkasten geworfen werden.

Diese Form des Postwesens hat ihren Ursprung im 15. Jahrhundert, als Franz von Taxis und seine Nachfolger im Auftrag der Habsburgischen Familie ein weit verzweigtes Kuriernetz aufbaute. Im westlichen Europa wurden im Abstand von einer Tagesreise Poststationen aufgebaut, die zu wichtigen Dreh- und Angelpunkten bei der Entwicklung der Städte und Dörfer wurden. Sie dienten nicht nur als Poststationen, sondern auch als Gasthäuser, Herbergen, Pferdeställe, Tausch- und Handelsplätze.

Im 17. Jahrhundert, als die Pfalz zum Freistaat Bayern gehörte, wurde das Postwesen weiter ausgebaut und in Speyer ein Oberpostamt eingerichtet. Otterstadt verfügte jedoch noch lange nicht über ein eigenes Postamt, sondern wurde per Postboten, dem sogenannten „Kantonsboten“, zwei Mal wöchentlich mit Postsendungen beliefert. Da private Post zur damaligen Zeit eher selten war, handelte es sich zumeist um amtliche Schreiben.

Am 1. Mai 1880 eröffnete auch in Otterstadt eine „Postexpedition“ im „Poststübl“, einem Nebenzimmer der Wirtschaft „Zum Adler“ in der Unnergass (heutige Mannheimer Straße 43). 1891 wurde dort der Telegraphendienst eingeführt, 1893 erhielt man einen Telefonanschluss. Nicht verwunderlich also, dass das Gasthaus auch unter dem Namen „Zur Post“ bekannt war.

1922 zog die Postagentur in die Kapellenstraße 4 um und wurde vom Friseur Karl Sturm geleitet, später von dessen Schwiegertochter Hilde Sturm. Diese eröffnete 1968 ein neues und größeres Postamt in der Lindenstraße 22. 12 Jahre später erfolgte ein erneuter Umzug des Postamtes in die Rüdigerstraße 9.

Im Zuge der Postreform Mitte der 1990er Jahre gab es eine Schließungswelle von Postämtern. Die Deutsche Post AG stellte sich durch die Einrichtung sogenannter Postfilialen im Einzelhandel neu auf. Auch das Postamt in der Rüdigerstraße schloss seine Pforten und die Postdienste wurden fortan im Raiffeisenmarkt in der Kollerstraße abgewickelt. Nach der Schließung dort zog die Postagentur in den Getränkevertrieb Benkert, von dort zu Baustoffe Bast in der Fahrlache 8. Seit 13.03.2020 befindet sich die Postfiliale in der Rüdigerstr. 7.

Die Ortsgemeinde Otterstadt ist Teil der Verbandsgemeinde Rheinauen. Erfahren Sie weiterführende und aktuelle Informationen unter https://www.vg-rheinauen.de/vg_rheinauen/