Quelle: U. Stanzl

Obst- und
Gartenbauverein e.V.

Kreiswanderlehrer Fritz Stutzmann, vom königl. Bezirksamt Speyer, war die treibende Kraft, dass 1903 in den umliegenden Gemeinden, zehn Sektionen des „Obst- und Gemüsebauverein Speyer“ gegründet wurden. Unter den in den Monaten November und Dezember 1903 gebildeten Sektionen, ist Otterstadt mit 27 Mitgliedern eingetragen. Als Sektionsvorstand ist der Landwirt Georg Josef Lehr, als Schriftführer Hauptlehrer Heinrich Blatt genannt. Dies ist die Gründung des „Obst- und Gemüsebauvereins Otterstadt“, wie der damalige Name lautete. Unsere Gründerväter widmeten sich in erster Linie dem Obstbau. Neue, verbesserte Sorten wurden eingeführt. Umveredelung alter Bäume und der fachgerechte Baumschnitt zum richtigen Zeitpunkt waren weitere Aufgaben.

Im Kriegsjahr 1915 war im April die vorläufig letzte Generalversammlung. Der 1. Weltkrieg brachte die Vereinsaktivitäten zum Erliegen, bis am 7. Dezember 1921 ein Neuanfang mit 16 Mitgliedern erfolgte. Infolge der Kriegs- und Nachkriegszeit war es nicht möglich, früher die Vereinsaktivitäten aufzunehmen. Im Dezember 1922 – 1924 pflanzte der Verein 385 junge Bäume, eine Gemeindepflanzung mit 126 Bäumen wurde vorgenommen und 32 ältere Bäume hatte der Baumwart umveredelt.

Das Jahr 1926 war ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Eine eigene Vereinssatzung wurde erstellt und mit Datum vom 27. Dezember 1926 genehmigt. Der Verein trägt nun den Namen „Obst und Gartenbauverein Otterstadt e.V.“.

Der Verein beantragte beim Bezirksamt Speyer die Anlage einer geschlossenen Mirabellenanlage in der „Kurzen Schlittweggewann“ mit 4000 Bäumen auf 50 ha Land. Ein Zuschuss von 3000.- Mark wurde gewährt. Das Vorhaben war von solcher Bedeutung, dass Landwirtschaftsrat Frenkle, vom Landwirtschaftsministerium in München eigens nach Otterstadt kam, um das Projekt zu unterstützen. Die erste Pflanzung von Mirabellen wurde von 7. – 10. März 1926 in der „Kurzen Schlittweggewann“ durchgeführt. Da nicht alle Bäume zu beschaffen waren wurden nur 500 Hochstämme und 100 einjährige Veredelungen gepflanzt. Im Folgejahr waren es nochmals 300 Bäume. Ob tatsächlich 4000 Bäume gepflanzt wurden ist nicht bekannt. Mit 117 Mitgliedern waren wir 1926 stärkster Verein im Bezirk.

Zur Verarbeitung der Früchte kaufte der Verein 1929 eine Konservenmaschine mit Dosen und Zubehör. Für die Frauen wurde im Herbst 1932 ein prakt. Kurs über das Konservierungsverfahren mit Dosen sowie über die Wein- und Süßmostzubereitung abgehalten. Die Vereinsaktivitäten wurden durch den 2.Wetkrieg abermals unterbrochen. Weil die Kriegs- und Nachkriegsjahre es nicht erlaubten, trat der Verein erstmals zur Generalversammlung am 12. Februar 1950 wieder in Erscheinung.

Die Vereinsführung versuchte einen Neuanfang mit dem was noch vorhanden war. Einerseits an Hilfsmitteln anderseits an Baumbeständen. Die stark durch Trocken- und Winterschäden gelichteten Mirabellenbestände sollten durch Frühpflaumen und Frühzwetschgen aufgefüllt werden. Sorgen bereitete die Tauben- und Elsternplage 1951.

Gegenwart und Zukunft gestalten

Im Laufe der Zeit hat sich auch das Bild auf den Fluren unseres Dorfes verändert. Viele Obststücke sind verschwunden. Die Bestände waren überaltert oder brachten keinen Ertrag mehr. Äcker mit Baumreihen sind mit den modernen Maschinen schlechter zu bewirtschaften. Wirtschaftlicher Obstbau ist mit Hochstämmen nicht mehr möglich. Nur die Buschform hat Zukunft im Erwerbsanbau. Die großen Aktivitäten des Vereins werden jetzt in kleinerem Maße weitergeführt. Die Gärten und die verbleibenden Obststücke sind nun das Betätigungsfeld.

Der Verein musste zukunftsfähig gestaltet werden. Die Basis erneuern, dabei aber das Bewährte mit integrieren. Seit März 1999 sind wir mit neuer Satzung beim Amtsgericht Ludwigshafen eingetragen. Die Gemeinnützigkeit wurde ebenfalls 1999 zuerkannt. Die Vereinsverwaltung wurde auf EDV umgestellt. Auch der gesellige Teil sollte seinen Platz haben.

Auf dem heutigen Jahresprogramm stehen nach wie vor unterschiedliche Schneidekurse, Bodenproben oder Vorträge wie z.B. integrierter Pflanzenschutz. Für alle Gartenbesitzer waren und sind wir Ansprechpartner. Ein reger Austausch mit den Vereinen des Kreisverbandes findet statt. Der Besuch überregionaler Gartenschauen bzw. Obstausstellungen ist Bestandteil des Jahresprogramms. Gärtnern mit Kindern, die Gestaltung des Erntedankaltars, sowie die Teilnahme beim Karpfenfestumzug gehören ebenfalls dazu. Eigene Äpfel können bei der Obstpresse des Kreisverbandes zu Saft gepresst werden. Der gesellige Teil fand bisher in Form eines Ausfluges, Gartenfestes oder Adventskaffee statt.

Leider hat Zeitgeist und das Freizeitverhalten vieler Menschen auch vor unserem Verein nicht halt gemacht. So gibt es immer mehr unnatürliche Steingärten, mit der Folge dass Insekten und Vögel dezimiert werden. Obst- und Pflanzgärten werden immer weniger, aber auch die Überalterung der Mitglieder ist eine große Herausforderung vor der wir heute stehen. Dennoch blicken wir optimistisch in die Zukunft. Denn Gartenarbeit ist gesund! Viele Menschen haben mittlerweile erkannt, dass sie durch Gartenarbeit nicht nur gesundes, hochwertiges Obst- und Gemüse erzeugen, sondern dass sie auch für Körper und Seele wohltuend ist. Das Alltagstempo wird entschleunigt. Die Jahreszeiten sind die Taktgeber. Durch Gartenarbeit leisten wir unseren eigenen Beitrag zu Natur- Umwelt- und Klimaschutz. Es lohnt sich mitzumachen!

Kontaktdaten: Telefon: 06232/36792,  E-Mail: theo.hermann.13@web.de