Die Geschichte Otterstadts
Schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts brannte Otterstadt infolge kriegerischer Auseinandersetzungen ab und wurde anschließend wahrscheinlich von der Pest heimgesucht, was einen spürbaren Bevölkerungsrückgang zur Folge hatte. Auch im 16. Jahrhundert prägten Krieg, Armut, Hunger und Pest – zuletzt noch 1596 eine Pestepidemie – vielfach den Dorfalltag.
Besonders schlimm trafen Otterstadt aber – wie die gesamte Pfalz – die Kriege vor allem des 17., aber auch des 18. Jahrhunderts und unterbrachen immer wieder eine gedeihliche Ortsentwicklung. Die Konfrontation zwischen den Konfessionen, die das Reformationsjahrhundert bestimmte, erreichte zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit der Bildung religiöser Bündnisse – 1608 der protestantischen Union unter der Führung des Pfälzer Kurfürsten, im Jahr darauf der katholischen Liga unter Herzog Maximilian I. von Bayern – ihren Höhepunkt und mündete schließlich in die Katastrophe des Dreißigjährigen Kriegs ein.
Auslöser der kriegerischen Auseinandersetzungen wurde der „Prager Fenstersturz“ vom 23. Mai 1618, in dem der Abfall der böhmischen Stände vom habsburgischen Erzherzog Ferdinand von Österreich als König von Böhmen seinen sinnfälligen Ausdruck fand. Als Ferdinand Ende August 1619 in Frankfurt zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde, setzten ihn die böhmischen Stände ab und übertrugen stattdessen fast zeitgleich dem jungen Friedrich V. von der Pfalz die Königswürde von Böhmen; am 4. November wurde dieser im Prager Veitsdom gekrönt.
Der abgesetzte Ferdinand, nicht gewillt, sein böhmisches Erbe kampflos preiszugeben, besiegte mit Unterstützung der katholischen Liga Friedrich V. am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Friedrich musste aus Böhmen fliehen und erhielt bald den Spottnamen „Winterkönig“.
Schon zuvor hatte sich das Kriegsgeschehen des „Böhmisch-Pfälzischen Kriegs“ (1618-1625) teilweise an den Oberrhein verlagert. Im Spätsommer 1620 besetzte der spanische General Ambrosio Spinola fast die gesamte Kurpfalz links des Rheins. Der mit Friedrich V. verbündete Graf Ernst von Mansfeld überschritt, aus der Oberpfalz kommend, im August 1621 mit 15000 Söldnern den Rhein bei Mannheim und verwüstete in den folgenden Monaten auch die vorderpfälzischen Gebiete des Fürstbischofs von Speyer. Der von seinen Truppen benutzte, westlich an Otterstadt vorbeiführende Weg (Fortsetzung der „Wormser Landstraße“) wurde später als „Mansfelder Weg“ oder „Mansfelder Landstraße“ bezeichnet.
Dabei wurde auch Otterstadt am 25. November 1621 in Brand gesteckt und geplündert. Zwei Glocken wurden von dem Kriegsvolk ins Kaufhaus nach Speyer abgeführt. Viele Otterstadter suchten Zuflucht innerhalb der Mauern der Reichsstadt. Am 26. Februar 1622 wurde Otterstadt erneut, diesmal durch speyerische Soldaten, geplündert.
Noch über 26 Jahre sollte der Krieg wüten und weiteres Elend über das Dorf bringen, bis ihm der Westfälische Friede von 1648 in Münster und Osnabrück ein Ende setzte. Zunehmend verwahrloste und verrohte die Otterstadter Bevölkerung. Durch die Kriegsereignisse ging sie von 390 Einwohnern vor dem Krieg auf 150 im Jahr 1661 – 13 Jahre nach seinem Ende – zurück.
Auch in der zweiten Jahrhunderthälfte kam Otterstadt nicht zur Ruhe; nach dem Holländischen Krieg (1672-1679) wurde das Dorf 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) – ebenso wie viele Orte in der links- wie rechtsrheinischen Pfalz, darunter die Städte Speyer, Worms und Frankenthal in der Umgebung – von den Franzosen niedergebrannt. Diesmal fanden die Otterstadter kein Exil im ebenfalls zerstörten Speyer, sondern mussten sich über den Rhein flüchten.
Der Wiederaufbau nach der Rückkehr der Einwohnerschaft setzte bereits vor Jahrhundertende ein, aber weitere Kriege, als erster und größter der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714), suchten Otterstadt auch im 18. Jahrhundert heim. Sie führten zwar nicht mehr zur totalen Zerstörung des Dorfes, belasteten die Bevölkerung aber durch Soldatendurchmärsche, Proviantlieferungen, Einquartierungen, mehrfache Plünderungen und Zerstörungen der Felder in unerträglichem Maße. Im Verein mit Überschwemmungen der Felder und Vernichtung der Ernten durch mehrere Rheinhochwasser führten sie zur Verarmung der Bevölkerung.