Die Geschichte Otterstadts
Die frühesten Zeugnisse tierischen Lebens in der Otterstadter Gemarkung sind zahlreiche Knochenfunde eiszeitlicher Tiere (Mammut, Nashorn- und Elefantenarten, Auerochs, Wisente, Wildpferd, Riesenhirsch, Wildschwein etc.), die durch das Kiesbaggern im Altrhein zum Vorschein kamen.
Das älteste Zeugnis für die Anwesenheit von Menschen auf dem Gebiet von Otterstadt aber ist ein Tongefäß aus dem 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr. Es wird, wie die meisten bedeutenderen vor- und frühgeschichtlichen Funde zu Otterstadt, im Historischen Museum der Pfalz in Speyer verwahrt und entstammt der Rössener Kultur der Bandkeramiker, der ältesten bäuerlichen Kultur der Jungsteinzeit (Neolithikum). Auf frühen Ackerbau, wobei die Felder durchweg von Hand mit der Hacke bearbeitet wurden, weisen drei im Kiesaushub bei Otterstadt gefundene Hornhacken hin. Zwei Beile aus der späten Jungsteinzeit zeugen bereits von einer hohen Kunstfertigkeit in der Steinbearbeitung. Gefunden wurden sie im Gewann „Schlittweg“ und im Kies des Altrheins.
Auch für die Bronzezeit (etwa 1800 bis 800 v. Chr.) ist die Anwesenheit des Menschen auf Otterstadter Gemarkung nachgewiesen. Vier Schwerter wurden, soweit bekannt, aus dem Otterstadter und dem Angelhofer Altrhein geborgen, drei Griffzungenschwerter und ein sehr gut erhaltenes Vollgriffschwert vom Möriger Typus. Erwähnenswert sind außerdem zwei Bronzebeile. Auch die in unserer Gegend im 7. Jahrhundert v. Chr. einsetzende Eisenzeit ist durch Funde belegt, so zu Beginn durch einen Bronzehalsring aus dem Altrhein.
Ein spektakulärer Fund ist die keltische Goldmünze „Regenbogenschüsselchen“. Diese Münzen waren vom 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. im Umlauf, wurden dann aber von dem römischen Kaiser Augustus verboten. (Quelle: Pfälzisches Landesarchiv Speyer)
Nach den Kelten siedelten die germanischen Stämme der Wangionen, Nemeter und Triboker im vorderpfälzisch-rheinhessischen Raum. Infolge der Niederlage der Germanen unter Ariovist gegen die Truppen Cäsars bei Mülhausen im Elsass 58 v. Chr. wurden die Grenzen des römischen Weltreichs bis an den Rhein vorgeschoben. Die Römer beherrschten nun für mehr als 450 Jahre das linksrheinische Gebiet; auch aus dieser Zeit gibt es zahlreiche Funde in und um Otterstadt, eine römische Ansiedlung lässt sich in der heutigen Gemarkung – auch wegen des Fehlens systematischer Grabungen – aber nicht nachweisen.
Um 10 v. Chr. wurde nahe beim heutigen Otterstadt ein römisches Militärkastell zum Schutz gegen die Germanen jenseits des Rheins errichtet, die „Civitas Nemetum“ als Keimzelle des heutigen Speyer. Die römische Rheinuferstraße Basel – Mainz, die in unserem Raum die Kastelle Speyer und Rheingönheim verband, führte wahrscheinlich durch den westlichen Teil der Otterstadter Gemarkung. 2006 wurden im Bereich Kollerstraße Reste einer römischen Schiffslandestelle mit Schiffs- und Gebäudeteilen entdeckt, die sicher in das 2./3. Jahrhundert n. Chr. zu datieren sind und auf eine Fährverbindung über den Rhein in dieser Zeit hindeuten. Die Römerstraße Worms–Speyer könnte sich nahe davon mit einer Ost-West-Verbindung vom pfälzischen Haardtrand zu den Kastellen und Ansiedlungen im Heidelberger Raum gekreuzt haben.
Um 260 durchbrachen die germanischen Alemannen den Limes. Diese unruhigen Zeiten werden in unserer Gegend durch einen vorwiegend aus Bronzegefäßen von hervorragender Qualität bestehenden Hortfund römischen Beuteguts aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. dokumentiert, den 1940 ein Bagger am Angelhof aus dem Wasser hob.
Die Römer brachten auch den Weinbau in die Pfalz; im Weinmuseum des Historischen Museums der Pfalz wird eine 1867 zwischen Speyer und Berghausen entdeckte Flasche aufbewahrt, die auf das Jahr 325 n. Chr. datiert wird und damit als die älteste ungeöffnete Weinflasche der Welt gilt.