Quelle: G. Lupatsch

Der Vorhang hob sich für die Stickelspitzerg‘schicht

Historische Komödie in 3 Akten nach den Erinnerungen von Ernst Berthold (1903-1983) an die Erzählungen seines Vaters Philip Jakob Berthold (1872-1936)
Text und Regie: Ingrid Lupatsch

Bühnenreife Geschichte schrieben die Otterstadter Ende des 19. Jahrhunderts und erwarben sich damit ihren Spitznamen „Stickelspitzer“. Der unrühmliche Vorfall beginnt damit, dass man nur zu gerne einem „Geometer“ der königlich bayrischen Regierung glaubt, der von einer geplanten Anbindung Otterstadts an eine Bahnverbindung zwischen Ludwigshafen und Speyer berichtet. Man zahlt ihm einen Vorschuss auf die Arbeiten und beginnt eifrig damit, die „Stickel“ zum Abstecken der Trasse zu spitzen…

Quelle: G. Lupatsch
3 hübsche Otterstadterinnen, die dem Geometer gefallen könnten...

Bereits 2006 wurde das amüsante Theaterstück „Die Stickelspitzer’gschicht“ mit großem Erfolg aufgeführt und sollte 2020, anlässlich der 1000 Jahrfeier, in einer Neuinszenierung gezeigt werden. Leider vereitelte das Corona-Virus dieses Vorhaben.

Mit zweijähriger „Verspätung“ kamen die Zuschauer nun aber endlich in den Genuss der Aufführung!
25 Darsteller, davon 23 waschechte Otterstädter und zwei Waldseer „Urgesteine“, verkörperten sechs historisch belegte und 19 erfundene Personen.

„Man verpasst eine Menge Spaß, wenn man nicht über sich selbst lachen kann“, sagt ein Sprichwort. Also versteht es sich von selbst, dass mit diesem Theaterstück alle humorvollen Otterstadter bestens unterhalten wurden!

Quelle: Uwe Heene
Der Schauspieler Uwe Heene spielte den „Geometer“ Ludwig Gaß aus München

Ein bisschen kreative Gestaltung der überlieferten Fakten musste natürlich sein, denn erst das Dazu-Erdichtete macht den Charme der Geschichte aus.
Autorin Ingrid Lupatsch, die auch Regie führte, webte mit viel Humor aus den überlieferten Vorlagen einen leichten, unterhaltsamen Stoff und versetzte die Zuschauer in das Jahr 1896, als sich das „Stickelspitzer“-Drama zutrug.

Acht Aufführungen fanden in der Zeit vom 24.05. bis 06.06.2022 statt.

Minutenlanger Applaus und Worte voll des Lobes folgten jeder Aufführung und die lächelnden Gesichter der Besucher beim Verlassen des Remigiushauses zeigten eindrucksvoll, dass sich die Arbeit und Mühe aller Beteiligten gelohnt hat.

Eine besonders wohlwollende Kritik, die per E-Mail an unsere Redaktion ging, und die wohl stellvertretend für die Meinung vieler Besucher stehen könnte, lesen Sie hier.

Quelle: G. Lupatsch
Ingrid Lupatsch hat schon mehrere erfolgreiche Theaterstücke in ihrer „geliebten Pälzer Muddersproch“ verfasst

Zur Person: Autorin Ingrid Lupatsch

Sie ist weit über ihren Heimatort Otterstadt hinaus bekannt für ihre Mundart-Theaterstücke, die das Lokalkolorit der jeweiligen Gemeinde wunderbar einfangen. Die gebürtige Waldseerin, die der Liebe wegen nach Otterstadt zog, war bis 2013 Realschullehrerin für Deutsch, Englisch und Religion und frönte nebenbei ihrem Hobby, Gedichte und Theaterstücke in ihrer „Pälzer Muddersprooch“ zu verfassen. Daraus resultierten u.a.

  • „Hääß Wasser“ (1995) anlässlich der 975-Jahr-Feier von Otterstadt
  • „Gemischdi Sauna“ (2003) zur 800-Jahr-Feier von Waldsee
  • „Die Hammelkatastroph“(2009) über den Waldseer Uznamen
  • „Die schää Verbandsgemää“(2014) zur damaligen Kommunalpolitik
  • „Römer, Fischer un Wasserhinkle – die Altriper Urg’schicht“  (2015)
  • „Der ganz normale Jubiläumswahnsinn – 200 Jahre Maxdorf“ (2016)

„Gedichtelt“ hab ich schon immer, das hab ich von meiner Mutter geerbt“, sagt Ingrid Lupatsch. „Ich habe Freude am Sprachspiel, an Satire, an der Urwüchsigkeit unserer Mundart. Und HUMOR kommt von HUMUS, der Erde, der pfälzischen besonders, in der wir verwurzelt sind.“

Das Beobachten und Lauschen im Alltag sowie eine Ortschronik genügen ihr zunächst als Grundlage für die Idee zum Theaterstück. Zu dem, was geschichtlich überliefert ist, dichtet sie dann noch die ein oder andere Handlung und Person dazu, um der Historie den gewünschten Unterhaltungswert zu verleihen.

Nachdem sie die Rollen mit ihren Eigenschaften skizziert hat, sucht sie die passenden Schauspieler – und überredet sie nicht selten dazu, eine große Rolle zu übernehmen, da zunächst sehr oft der Einwand „Jo net zu viel! Ich kann ma net so viel merke!“ fällt.

Erst danach beginnt das eigentliche Schreiben, das sich über Wochen hinzieht. Jedem Mitwirkenden schreibt sie seine Rolle auf den Leib. Dann erst können die Schauspieler lesen, was sie lernen und spielen sollen.

Da die Aufführung eines Theaterstückes auch eine Menge Arbeit im Hintergrund mit sich bringt, arbeitet Ingrid Lupatsch immer mit einem Verein vor Ort zusammen. Dieser erstellt den Kostenplan, trifft Absprachen mit der Gemeindeverwaltung und dem Hausmeister, baut die Kulissen, lässt Programmhefte und Karten drucken und verkauft diese, richtet den Saal her, mietet die Technik an, baut auf- und ab, sorgt für die Bewirtung usw. Deshalb gebührt natürlich auch diesem mitverantwortlichen Verein Lob und Dank, denn „ohne die „Backstager“ geht gar nichts“, sagt sie.