Die Geschichte Otterstadts
Am Beginn des Schulwesens in Otterstadt standen die am Ende des 16. Jahrhunderts als Antwort auf die Reformation einsetzenden Reformbestrebungen in der katholischen Kirche, die vom St. Guidostift in „seinem“ Dorf vorangetrieben wurden. 1593 wurde in dessen Kapitelsprotokollen erstmals ein Schulmeister, Urban Webber, als Gehilfe des Pfarrers in Otterstadt erwähnt.
Im 17. Jahrhundert sind fünf vom Stift St. Guido angestellte Schulmeister nachweisbar; ihre Besoldung war kärglich, und der Schulbesuch ließ oft zu wünschen übrig, weil die Bauern ihre Kinder bei der Haus- und Feldarbeit brauchten.
1782 wurde das erste Schulhaus neben der Alten Kirche (heute Remigiushaus) erbaut; bis dahin waren die Schulkinder im Haus des Schulmeisters unterrichtet worden.
Am Übergang vom „Alten Reich“ zur französischen Zeit, von 1790 bis 1811, war Johann Georg Hillenbrand (1768-1813) Lehrer in Otterstadt. Er stammte aus Dielheim im rechtsrheinischen Hochstift Speyer, wo sein Vater Martin ebenfalls Lehrer war, und amtierte ab 1811 auch kurzzeitig als Bürgermeister.
Nach einem Fragebogen vom 3. Januar 1806 betrug sein jährliches Gehalt als Schulmeister 5 ½ Malter Korn, was 85 Francs entsprach. Damals besuchten – bei einer Einwohnerschaft von 90 katholischen Familien oder 470 „Seelen“ – 38 bis 40 Kinder die Schule, von denen jedes einen Gulden jährlich zahlte.
1: Das erste Schulhaus (Erbaut 1782)
2: Das zweite Schulgebäude, später Schwesternwohnheim (Erbaut 1827/28)
3: Das dritte Schulgebäude und heutige Rathaus Otterstadts (Erbaut 1843/44)
4: Das heutige Schulgebäude (Einweihung 1911)
Ab 1816 galt für Otterstadt die bayerische Schulordnung. Ihr zufolge wurde eine Ortsschulkommission gebildet, die sich aus dem Bürgermeister, einem Gemeinderat und dem Ortspfarrer zusammensetzte.
Infolge des Bevölkerungszuwachses und des dadurch bedingten starken Anstiegs der Zahl der Schulkinder (1828 lag die durchschnittliche Klassenstärke bei 80 Schüler/inne/n!) ließ die Gemeinde bereits 1827/28 ein Schul- und Gemeindehaus (später Schwesternhaus, heute katholischer Kindergarten „Casa Vincentina“) nach Plänen des Architekten Johann Bernhard Spatz aus Speyer neu erbauen, das auch von der Gemeindeverwaltung genutzt wurde. Das erste Schulhaus diente seit 1830 als Pfarrhaus.
Da sich der Anstieg der Schülerzahlen unvermindert fortsetzte, wurde bereits 1843/44 ein neues Schul- und Rathaus an der Südseite des Königsplatzes errichtet (heute Ortsgemeinderathaus und Bürgerbüro). Es wurde zunächst nur durch Mädchenklassen belegt. Der Architekt des Rotsandsteinbaus mit Walmdach war Jakob Foltz aus Speyer.
Wegen Überfüllung der Klassen vor allem bei den unteren Jahrgängen beschloss der Gemeinderat 1910 die Erbauung eines neuen Schulhauses mit sechs Lehrsälen, einer Lehrer- und einer Gehilfenwohnung. Das nach Plänen des Architekten Michael Miller aus Kaiserslautern errichtete Gebäude wurde am 1. Dezember 1911 eingeweiht. 372 Kinder zogen aus den alten Schulhäusern, dem ehemaligen Schwesternhaus und dem Rathaus, in das neue Schulhaus „auf dem Platz hinter der neuen Kirche“ in der Luitpoldstraße.
1971 wurden die Turnhalle und 1990 der Erweiterungsbau im Schulhof errichtet. Während der beiden Weltkriege 1914-1918 und 1939-1945 war die Schule zeitweise wegen Brennstoffmangels und Fliegeralarms geschlossen. Von 1927-1966 war im Keller der Schule ein Volksbad eingerichtet.
Seit 1967 gehen die Schüler/innen des neunten Schuljahrgangs, ab 1971 der fünften bis neunten Klassen in die Hauptschule nach Waldsee, nach deren Auflösung seit 2011 in die Siedlungsschule Realschule Plus in Speyer. Die Otterstadter Schule dient ab 1971 allein als (seit 1989 – meist – zweizügige) Grundschule.
Bis 1966 nisteten Störche auf dem Schuldach. Das 1999 vom Verein für Heimatpflege und Naturschutz Otterstadt (VHNO) errichtete Storchennest auf der Schule wird seit 2016 wieder von den Störchen angenommen.